Obstbau mit Herausforderungen
Licht und Schatten
Jens Blum, Obmann der ARGE Erwerbsobstbauern, konnte in seinem Jahresrückblick viel Positives berichten. So ging es bei der im EU-Parlament abgelehnten Regelung zur pauschalen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln um 50 Prozent ans Eingemachte. Glücklicherweise konnte eine Ablehnung erreicht werden. Bei geringer Erntemenge waren die Preise ok. Weiterbildungsveranstaltungen, Pressetermine und andere Aktionen hatten eine gute Resonanz. Das kühle Blühwetter 2023 bremste zumindest den Feuerbrand aus. Demgegenüber standen aber auch große Herausforderungen. Die Kosten, auch durch dauernd engmaschigere Vorschriften, steigen seit Jahren massiv, während die Obstpreise in den letzten 15 Jahren nur um ca. zehn Prozent gestiegen sind – insgesamt, nicht jährlich! Bei vielen Bauern, auch in anderen Anbausparten, sorgt diese Situation für Unmut oder gar Wut, die sich in Demonstrationen geäußert haben. Auch eine Umfrage des Bundesobstbauverbandes zeigte generell ein eher düsteres Bild bei vielen Obstbetrieben, was die Einkommenssituation, die Betriebsnachfolge und die gesetzlichen Auflagen angeht. Teure Standards im Inland und billige Substandard-Ware aus Übersee passen einfach nicht zusammen. Dennoch erfreulich. Das gesamte Vorstandsteam stellte sich erfolgreich zur Wiederwahl.
Einige Fortschritte
Im Vorfeld gab es Fachvorträge zu obstbaulichen Themen. Interessant waren die Ausführungen von Dr. Franz Rueß aus Weinsberg zu den Ergebnissen eines Projektes zu „Robuste Apfelsorten für den Bio-Obstbau und den Streuobstanbau“. Viele Sorten wurden vorgestellt, nicht alle eignen sich für jeden Zweck. Dennoch zeigte der Vortrag, dass sich im Sortenbereich immer wieder etwas tut und hin und wieder auch Brauchbares dabei herauskommt. Leider wird die Züchtungsarbeit immer mehr privatisiert, sodass die Sorten dann strengen und teuren Lizenzauflagen unterliegen.
Pflanzenschutz
Integrierter Pflanzenschutz ist auch im Obstbau bereits seit Jahrzehnten im Vormarsch. Dies bedeutet, dass alle möglichen Vorbeugemaßnahmen umgesetzt und dadurch Pflanzenschutzmittel laufend reduziert werden. Da dies inzwischen bei den Anwendungskontrollen für die Pflanzenschutzmittelanwendung abgefragt wird, erläuterte Obstbau-Referent Ulrich Höfert, welche Maßnahmen als „Integrierter Pflanzenschutz“ gelten. Bodenproben, Nützlingsschonung, Warndienst, mikrobiologische Pflanzenschutzmittel, Fallen, Schnittmaßnahmen, robuste Sorten und vieles mehr sind schon lange im Einsatz, werden aber von den Bauern selbst nicht immer als Pflanzenschutzmaßnahme erkannt. „Tu Gutes – und schreib es auf“, riet Ulrich Höfert für die nächste Pflanzenschutzmittelkontrolle. Lea Neuhauser vom Land Vorarlberg erläuterte, wie die Kontrollen ablaufen und betonte, dass mit gesundem Hausverstand schon vieles automatisch richtig gemacht werde. Erfreulich übrigens, dass 2022 in Österreich erstmals mehr Bio-Pflanzenschutzmittel als chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel verwendet wurden. Also auch hier stimmt die Richtung. Wichtig ist, dass den Bauern praktisch und wirtschaftlich umsetzbare Alternativen zur Verfügung gestellt werden.